Argumed Spotlight: Irman Abdic (DE)

Argumed Spotlight

Argumed Spotlight

Irman Abdic

Irman Abdić

Gründer, Bleenco GmbH

Gründer, Bleenco GmbH

 

Über Argumed Spotlight:

 

In unserer Interview-Serie “Argumed Spotlight”, möchten wir unseren Besuchern und LinkedIn Followern diverse Persönlichkeiten aus dem Sicherheits- und Gesundheitssektor vorstellen. Dabei beleuchten wir den Karriereweg von Industrievordenkern, Unternehmern und Entscheidungsträgern, sprechen über ihre Erfahrungen und Visionen, mit dem Ziel, innerhalb eines kurzweiligen Lese-Interviews aussagekräftigen sowie inspirierenden Inhalt zu vermitteln.

 

 

Über Irman Abdić:

Irman Abdić graduierte im Fach Informatik und betrieb Forschung an der Schnittstelle zwischen menschlicher Intelligenz und Sicherheit an der Technischen Universität München und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT). Für seine Arbeiten über Innovationen zur Produktivitätssteigerung im Industriekontext wurde Abdić mehrfach ausgezeichnet. So gründete er 2017 das Startup Bleenco, womit er heute zur Sicherheit von mehr als 300.000 Beschäftigten beiträgt. Entsprechend betont er auch in der Firmenmission, das Sicherheitsverhalten menschlicher Arbeitskräfte zu verbessern, aber nicht zu ersetzen.

 

 

Zum Interview:

Herr Abdić, was war Ihre Hauptmotivation für die Gründung Ihres Startups, mit dem Sie sich für die Verbesserung der Sicherheitsbedingungen an Arbeitsplätzen einsetzen? Haben Sie bereits selbst Erfahrungen mit diesem Thema gehabt, die ihre Motivation beeinflusst oder verstärkt haben?

Als Konsequenz der aktuellen COVID-19-Situation hat die EU bereits 4,2 Billionen Euro zur Verfügung gestellt, um ihren Mitgliedsstaaten bei der Kompensation der durch die Pandemie entstandenen Schäden zu helfen. Somit liegt die Behauptung nahe, dass die Thematik der Arbeitssicherheit gegenwärtig besonders präsent ist. Ich kam zum ersten Mal während meiner Zeit als Student an der Universität Primorska mit dem Thema Sicherheit und Gesundheit in Berührung. Dort beschäftigte ich mich mit der Entwicklung einer Audiotechnologie, um die Sicherheit von Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen zu verbessern. Später fokussierte ich mich im Rahmen meines Studiums an der Technischen Universität München und dem Massachusetts Institute of Technology auf die Erforschung von Mensch-Maschine-Interaktionen. Das Ziel war es, Menschen zu helfen, sicherere Entscheidungen in Umgebungen zu treffen, in denen menschliches Versagen zu erheblichen Schäden, Verletzungen oder dem Verlust von Menschenleben führen kann. Ich erkannte die Notwendigkeit entsprechender Lösungen für dieses Problem und wandelte meine Forschung in ein industrietaugliches Produkt und gründete Bleenco, um Unternehmen bei der Automatisierung kritischer Prozesse zu unterstützen.

Wie kann Ihr Unternehmen zur Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz beitragen? Wie setzen Sie Ihre Kompetenzen ein, um die andauernde COVID-19-Pandemie an den Arbeitsplätzen einzudämmen und zu bekämpfen?

In jeder Produktionsanlage gibt es zahlreiche Sensoren, wie beispielsweise Kameras, Maschinenzustandssensoren, Gas- und Luftqualitätssensoren, Wärme- und Feuchtigkeitssensoren. Die Problematik liegt darin, dass diese Sensoren typischerweise eine manuelle Überwachung der Anlagen erfordern, um angemessen auf die jeweiligen Zustände zu reagieren. Dies wird erschwert, wenn ein Mitarbeiter mehrere Sensoren gleichzeitig überwachen muss. Mithilfe unserer Plattform für Workflow-Automatisierungen können Industrieunternehmen eine intelligente Verbindung zwischen Sensoren (Kameras, Audio, Wärmebildtechnik usw.) und Aktoren (LED-Bildschirme, Displays, Audio-Lautsprecher usw.) herstellen. Diese Intelligenz analysiert und interpretiert sowohl die Umgebung als auch das Verhalten von Menschen und kommuniziert diese Informationen in Echtzeit.

Könnte eine exzessive Automatisierung von Produktionsanlagen theoretisch zu einer Beeinträchtigung der Sicherheit von Menschen an ihrem Arbeitsplatz führen?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mitarbeiter in der Zukunft sogar mit Maschinen kommunizieren und kollaborativ zusammen arbeiten können. Aus einer historischen Perspektive war es bisher nicht einfach, Maschinen wirklich intelligent zu gestalten – aber mit dem Zusammenspiel verschiedener Softwareplattformen wird es immer einfacher. Es kann dabei auch zu negativen Folgen kommen, aber Fakt ist, dass durch Automatisierungen sowie einer verbesserten Rechtslage die Häufigkeit von Unfällen allein in den letzten 20 Jahren um mehr als 90 % gesunken ist – und seit der Einführung der obligatorischen persönlichen Schutzausrüstung wird der langfristige Rückgang der Häufigkeit von Unfällen ersichtlich. Dadurch liegt die Schlussfolgerung nahe: Je höher die Automatisierung, desto weniger Unfälle geschehen.

“Je höher die Automatisierung, desto weniger Unfälle geschehen.”

Was sind die häufigsten Barrieren, die Sie bei der Zusammenarbeit mit großen Unternehmen begegnen, und wie versuchen Sie, diese zu überwinden?

Einige der größten technischen Herausforderungen, die wir meistern mussten, war die Skalierbarkeit über verschiedene IT-Architekturen hinweg zusammen mit den Einschränkungen durch die jeweiligen internen IT-Systeme. Mittlerweile ermöglichen wir die Integration in nahezu jede Netzwerkkonfiguration, indem wir die On-Premise-Verarbeitung mit unsem Cloud-Management-System kombinieren.

Da Ihr Unternehmen mit einer sensorbasierten Plattform zur Datenintegration und -analyse arbeitet, ist das Thema Datenschutz von hoher Relevanz. Wie unterstützt Ihr Unternehmen dessen Kunden dabei, Vertrauen zum Thema Datenschutz aufzubauen?

Kurz gesagt: Datenschutz ist für unsere Plattform keine Zusatzfunktion, sondern ein integriertes Feature, mit der wir einen Privacy-by-Design-Ansatz verfolgen. Wir haben erkannt, wie wichtig es für uns und unsere Kunden ist, mit ihren Daten verantwortungsvoll umzugehen. Deshalb sind wir auch dazu verpflichtet, proaktiv dafür zu sorgen, dass dieses Vertrauen niemals gebrochen wird – und zwar durch datenschutzfreundliche Verträge mit unseren Kunden sowie durch technische Maßnahmen, die Transparenz und Nachvollziehbarkeit ermöglichen, um jeglichen Datenmissbrauch zu verhindern.

“Datenschutz ist für unsere Plattform keine Zusatzfunktion, sondern ein integriertes Feature, mit der wir einen Privacy-by-Design-Ansatz verfolgen.“

Abschließend: Was ist Ihre Vision für das Unternehmen, das europäische Startup-Ökosystem und die Zukunft der Branche?

Ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierung ist die Automatisierung von manuellen Prozessen. Daher haben wir in den letzten sechs Monaten 280 % mehr Eingangsanfragen erhalten. So sind wir auf dem Weg, einer der führenden Akteure in diesem Bereich zu werden. Die Münchner Metropole ist eines der weltweit führenden Zentren für hochwertige Ingenieurleistungen, international anerkannte Universitäten und eine florierende Wirtschaft. Das Center for Digital Technology and Management (CDTM) ist eine Bildungsinstitution, die außergewöhnlich gut darin ist, erfolgreiche Startups hervorzubringen – sie verdienen mehr Sichtbarkeit und Unterstützung durch die Regierung. Allerdings ist diese (Startup-)Landschaft noch lange nicht perfekt. Europa ist immer noch sehr konservativ ist bezüglich der Investitionen in Technologie-Startups. Ich denke, dass amerikanische und asiatische Investoren das europäische unternehmerische Talent mehr zu schätzen wissen und auch aggressiver investieren als die europäischen Investoren. Ich würde mir also wünschen, dass mehr europäische IT-Talente nach Europa zurückkehren, nachdem sie im Ausland studiert oder Arbeitserfahrung gesammelt haben.

“Das Center for Digital Technology and Management (CDTM) ist eine Bildungsinstitution, die außergewöhnlich gut darin ist, erfolgreiche Startups hervorzubringen - sie verdienen mehr Sichtbarkeit und Unterstützung durch die Regierung.“

Vielen Dank!

Gefährdungsbeurteilung entlang der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden neue und spezifische Arbeitsschutzregeln in Bezug auf SARS-CoV-2 eingeführt. Die SARS-CoV-2 Arbeitsschutzverordnung regelt die Arbeitsschutzmaßnahmen für den betrieblichen Infektionsschutz. Hierdurch sollen Beschäftigte im betrieblichen Kreis vor der schnellen Verbreitung des Coronavirus einschließlich der Mutationen geschützt werden.

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