Argumed Spotlight: Dr. Sebastian Dünnebeil

Argumed Spotlight

Argumed Spotlight

Dr. Sebastian Dünnebeil

Dr. Sebastian Dünnebeil

Innovator & HealthTech Pionier bei wellabe

Innovator & HealthTech Pionier bei wellabe

 

Über Argumed Spotlight:

 

In unserer Interview-Serie “Argumed Spotlight”, möchten wir unseren Besuchern und LinkedIn Followern diverse Persönlichkeiten aus dem Sicherheits- und Gesundheitssektor vorstellen. Dabei beleuchten wir den Karriereweg von Industrievordenkern, Unternehmern und Entscheidungsträgern, sprechen über ihre Erfahrungen und Visionen, mit dem Ziel, innerhalb eines kurzweiligen Lese-Interviews aussagekräftigen sowie inspirierenden Inhalt zu vermitteln.

 

Über Dr. Sebastian Dünnebeil

Dr. Sebastian Dünnebeil absolvierte bis 2013 einen Ph.D. in Informatik an der Technischen Universität München. Schon während seiner akademischen Laufbahn engagierte sich Dr. Dünnebeil in der Frühphase bei der Bayerischen TelemedAllianz. Darauffolgend gründete er 2013 sein erstes Unternehmen insinus und war als “Entrepreneur in Residence” bei der Allianz tätig. Im Jahre 2016 startete Sebastian Dünnebeil seine neueste Unternehmung wellabe: Das Health Startup verfolgt die Vision, Menschen schnell einen transparenten Einblick in die eigene Gesundheit zu geben, um so gesundes Verhalten zu fördern und chronischen Krankheiten vorzubeugen. Dazu haben sie ein mobiles Labor entwickelt, um Gesundheits-Check-ups am Arbeitsplatz anzubieten. Angepasst auf die Anforderungen von Unternehmen während der Corona-Pandemie, wurde das Angebot um Gesundheits-Tests für zu Hause ergänzt. Abgerundet wird das ganzheitliche Produktportfolio durch professionelle Coachings sowie eine Employee-Wellbeing-App mit Präventionsinhalten und -programmen. Wir sprechen mit Sebastian Dünnebeil über seinen Unternehmergeist sowie über die Unterschiede der Arbeit als Entrepreneur in einem Startup und in einem Großkonzern. Abschließend werden wir ausführlich das Thema Telemedizin beleuchten, über die Perspektiven aber auch Barrieren dieser neuen Technologie sprechen.

 

Zum Interview:

Guten Tag Herr Dr. Dünnebeil, beginnen wir mit einer Frage, die wir unseren Interviewgästen stets zu Beginn stellen: Was hat Sie dazu bewegt, ihre Karriere der Gesundheit von Menschen zu widmen?

Mir wurde klar, dass wir zu wenig über unsere eigene Gesundheit wissen und oft erst agieren, wenn es Probleme gibt, die nicht mehr zu ignorieren sind. Gesundheit kann aber auch proaktiv und persönlich sein und genau dazu wollte ich einen Beitrag leisten. Ich wollte ein Produkt schaffen, das Menschen frühzeitig einen transparenten und verständlichen Einblick in ihre Gesundheit gewährt. Viele kostet es Überwindung, sich aktiv mit dem Thema der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen. Mit wellabe setzen wir auf Neugierde und Vertrauen und senken mit unseren Check-ups am Arbeitsplatz und für Zuhause die Barrieren bei unseren Teilnehmern.

Sie haben in Ihrer bisherigen Laufbahn Innovationsprozesse aus drei Perspektiven betrachten und begleiten können: Als Akademiker, als Gründer sowie als Intrapreneur einem international agierenden Unternehmen. Wo sehen Sie elementare Unterschiede dieser drei Blickwinkel?

Die Ziele sind in jeder Perspektive fundamental verschieden: Verstehen, erobern und bewahren. Für unseren Bereich könnte man es so zusammenfassen: Als Wissenschaftler ist der vorrangige Antrieb zu verstehen und zu publizieren, wie digitale Produkte dazu beitragen können, dass sich Gesundheitsverhalten messbar verändert. Gründer möchten die Chancen der Digitalisierung nutzen, um einen Teil des Gesundheitsmarktes zu erobern, während Konzerne ihre etablierten Geschäftsmodelle dort bewahren und notfalls anpassen möchten. Als Gründer hilft es, sowohl den theoretischen Hintergrund als auch die bestehenden Geschäftsmodelle zu kennen.

"Erste Studien zeigen, dass die gesundheitliche Belastung während der Pandemie deutlich zugenommen hat[…].Damit einher gehen auch andere Pflichten der Arbeitgeber. Daher ist es wichtig, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) einzuführen[…]"

Haben sich die gesundheitsrelevanten Risiken Arbeitnehmer, und somit auch die Pflichten der Arbeitgeber, während der Corona-Pandemie und im Home-Office verändert?

Erste Studien zeigen, dass die gesundheitliche Belastung während der Pandemie deutlich zugenommen hat. Die Sorge um das persönliche Wohlergehen und das von Freunden und Familie, die Angst vor Kurzarbeit oder Jobverlust, die heimische Isolation und die damit verbundene mangelnde Trennung von Arbeits- und Privatleben, treibt viele Menschen an ihre Belastungsgrenzen. Hinzu kommen geschlossene Fitnessstudios, die Arbeitswege, die wegfallen und weniger Freizeitaktivitäten. Das führt bei einem Großteil der Bevölkerung zu einem massiven Bewegungsmangel und deutlich erhöhten psychischen Belastungen. Damit einher gehen auch andere Pflichten der Arbeitgeber, die auf diese geänderten Rahmenbedingungen eingehen müssen. Wichtig ist es, ein BGM zu etablieren, das auch in dezentralen Strukturen funktioniert und gezielt auf die neuen Anforderungen eingeht. Dabei helfen digitale Angebote, die auch on-demand wahrgenommen werden können, ganzheitliche Themenschwerpunkte von Bewegung über Ernährung bis hin zur mentalen Gesundheit, telemedizinischer Beratung und Coachings, damit Beschäftigte mit ihren Sorgen und Problemen nicht alleine gelassen werden.

Warum wird Ihrer Ansicht nach der Markt des Arbeitsschutzes und der der Betriebsmedizin bisher hauptsächlich von eher “traditionellen” Firmen bestimmt, und eher weniger von innovativen Startups?

Die Geschäftsmodelle sind stark durch Berufsrecht, Regulierung und etablierte Strukturen geprägt. Man muss zunächst verstehen, wie der Bereich funktioniert, was erlaubt ist und was einen skalierbaren Business Case erlaubt. Innovative Startups tendieren eher in weniger regulierte Bereiche, wie etwa Lifestyle, Prävention oder Software. Erst mit der Zeit lernen die Startups, wie man sich auch in die regulierten Bereiche vortasten kann, wenn es attraktive Geschäftsmodelle gibt. 

“Das Gesundheitssystem hat sich bisher wenig verändert und die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat gerade erst begonnen. Die aktuelle Krise dient als Beschleuniger[…] “

Angenommen wir befinden uns im Jahr 2030: Wie schätzen Sie die Realität der Gesundheitsbranche zu diesem Zeitpunkt ein? Wird es noch physische Arztbesuche geben? Welche Hürden müssen noch beseitigt werden, um die großflächige Nutzung von telemedizinischen Diensten zu ermöglichen und das Vertrauen der Gesellschaft zu gewinnen?

Das Gesundheitssystem hat sich bisher sehr wenig verändert und die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat gerade erst begonnen. Zwar gibt es aktuell wahnsinnig viele Entwicklungen in Forschung und Digitalisierung, diese kamen aber bisher nur sehr langsam in der Breite an. Als wir vor wenigen Jahren unsere Check-ups vor Ort in Unternehmen begonnen und den Teilnehmern ihre Werte über die App zur Verfügung gestellt und erklärt haben, waren wir meist die erste Gesundheits-App auf dem Smartphone. Als wir 2018 mit ärztlicher Videoberatung der Beschäftigten in den Firmen begonnen haben, war das die für die meisten das erste Arztgespräch online. Die aktuelle Krise dient als Beschleuniger der Digitalisierung und hat gezeigt, wie schnell sowohl gesetzliche Rahmenbedingungen als auch gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen werden können, wenn Dinge umgesetzt werden. Diese gesetzlichen, sozialen und technologischen Rahmenbedingungen müssen weiter aktiv und ohne Angst geformt werden. Ärztliche Videoberatung war bis 2018 nicht erlaubt. Mobile Diagnostik im Rahmen der Heilkunde außerhalb der Arztpraxis ist noch immer untersagt, obwohl wir gezeigt haben, dass man so sehr viele Risikopatienten erreichen kann. Der Arztbesuch wird bleiben, allein weil viel Diagnostik an den Ort gebunden ist. Im Jahr 2030 wird der virtuelle Austausch zwischen Arzt und Patient an der Tagesordnung sein, eine persönliche Begegnung wird es dann geben, wenn der Kontakt auch einen Mehrwert für den Patienten bietet, etwa persönliche Nähe. Was sich aber definitiv weiter verändern wird, ist die Beziehung zwischen Arzt und Patient und das dahinter liegende Selbstverständnis. Patienten werden zunehmend mündiger und wissen mehr über ihre eigene Gesundheit als früher. Ich hoffe, dass es in Deutschland gelingen wird, die erhobenen Gesundheitsdaten datenschutzkonform zusammenzuführen und auszuwerten, damit Vernetzung und künstliche Intelligenz die Versorgung verbessern können. 

 

Beenden wir das Interview mit einer persönlichen Frage: Welche Mission oder Vision verfolgen sie mit Ihrer unternehmerischen Karriere? Welche gegenwärtige Herausforderung wollen sie in 30 Jahren gemeistert haben?

Meine Mission ist, dass wir in 30 Jahren jedem Menschen die Möglichkeit bieten können, die eigenen Gesundheitswerte frühzeitig messen und verstehen zu können, um sie im Laufe des Lebens gezielt zu erhalten. So haben wir dann hoffentlich ein personalisiertes Tutorial für den eigenen Körper entwickelt, das frühzeitig die wichtigsten Parameter der eigenen Gesundheit erklärt und ein Verständnis aufbaut, welches Verhalten diese Parameter erhält. Dann haben wir einen Perspektivwechsel von der Behandlung zum Erhalt der Gesundheit geschaffen.

Verständlich erklärt, kann jeder diese Zusammenhänge verstehen und hat eine größere Souveränität, Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen. 

Die Entscheidungsoptionen wollen wir bestmöglich unterstützen, etwa indem wir empirisch belegte Handlungsoptionen vorschlagen. Ärzte unterstützen diesen Prozess, indem sie weiterhin gezielte Früherkennung anbieten oder bei komplexen Fragestellungen bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Wenn wir es zusätzlich schaffen, Barrieren abzubauen und die Versorgung mit Daten, Expertise und Wissen in eine patientenzentrierte Journey zu bringen, dann haben wir einen echten Mehrwert für viele Menschen geschaffen.  

Vielen Dank!

Gefährdungsbeurteilung entlang der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden neue und spezifische Arbeitsschutzregeln in Bezug auf SARS-CoV-2 eingeführt. Die SARS-CoV-2 Arbeitsschutzverordnung regelt die Arbeitsschutzmaßnahmen für den betrieblichen Infektionsschutz. Hierdurch sollen Beschäftigte im betrieblichen Kreis vor der schnellen Verbreitung des Coronavirus einschließlich der Mutationen geschützt werden.

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